Macht es Sinn, als Bestatterin oder Bestatter das Netzwerk XING zu nutzen? “Kommt drauf an”, lautet die salomonische Antwort. Social Media Plattformen sind nicht für alle effektiv! Es kann ein wunderbares Werkzeug sein, wenn man weiß, was man dort will. Mal schnell ein Profil zu erstellen, reicht natürlich nicht. Von alleine passiert da - nichts. Welche Vorteile hat also XING gegenüber anderen sozialen Netzwerken und wie kann man es in der Bestattungsbranche gut nutzen?


Was ist XING?

Berufliche Kontakte stehen im Mittelpunkt von XING. Hier finden Unternehmen und Fachkräfte zusammen. So manch eine Karriere hat über eine Kontaktaufnahme über XING begonnen. Auch Bestattungsunternehmen können hier nach neuem Personal Ausschau halten, Stellensuchende können sich ein Bild vom Geschäftsinhaber machen. Doch nicht nur das Personalkarussell dreht sich hier. XING bietet viele Möglichkeiten, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, über branchenspezifische oder branchennahe Themen zu diskutieren. Wer eine Frage zum Erbrecht, zum Datenschutz oder zur Gestaltung einer Webseite mit Wordpress hat, findet hier Expertinnen und Experten. Genutzt werden dazu die Gruppen oder die gezielte Personensuche.

Über 10 Millionen Nutzer hat die Plattform in Deutschland. Professionelles soziales Netzwerken basiert auf Vertrauen. XING unterliegt deutschem Datenschutzrecht, die Informationen bleiben auf deutschen Servern.

Basis- oder Premiumprofil?

Wo liegen die Vorteile einer Premium-Mitgliedschaft? Um diese Frage zu beantworten, muss man erst einmal für sich klären, was man eigentlich bei XING will. Wer „nur mal schauen” möchte, wer von den Freunden oder früheren Kollegen bei XING ist, wer sich in den Gruppen etwas umschauen will, der kommt mit der Basis-Mitgliedschaft aus. Wer die erweiterten Funktionen nutzen will, zahlt für eine Zweijahres-Mitgliedschaft knapp 100 € netto. Kürzere Laufzeiten sind teurer. Es gibt aber regelmäßig Rabattaktionen. Um diese Plattform wirklich für den Aufbau des eigenen Netzwerkes, gezielte Kontakt- oder Stellensuche zu nutzen, kommt man um eine Premium-Mitgliedschaft nicht herum. Die wichtigsten Unterschiede:

  • Statt 10 Suchergebnisse werden bis zu 300 angezeigt.
  • Die kompletten Informationen über die Besucher/innen des eigenen Profils werden angezeigt.
  • Mit einem Portfolio kann man sich viel professioneller präsentieren.
  • Man kann Nachrichten an Nicht-Kontakte schicken.
  • Man kann einer Kontaktanfrage eine Nachricht hinzufügen.

Etwas Zeit sollte man zum Einrichten des Profils mitbringen. Auch bei einer nur eingeschränkt nutzbaren Basis-Mitgliedschaft lohnt es sich, ein gutes Portraitfoto einzustellen. Ein nur halb ausgefülltes Profil hinterlässt einen unprofessionellen Eindruck. Ein Blick in die Kontoeinstellungen ist wichtig. Hier kann man unter anderem festlegen, ob das Profil auch über Suchmaschinen auffindbar sein soll. Die Nutzung verlangt einiges an Eigenverantwortung. Ist die eigene Kontaktliste für alle freigeschaltet? Bekommt jeder Kontakt die E-Mail-Adresse oder das Geburtsdatum zu sehen?

Was XING nicht ist! Wozu lässt es sich nutzen?

Wer erwartet, dass sich ein Profil auf XING direkt in Umsatzsteigerungen bemerkbar macht, kann sich die Mühe sparen. XING ist weder Marketing-Plattform noch Online-Werbeblättchen. Kein Bestatter erreicht hier Endkunden, die eine Bestattung in Auftrag geben. XING ist ein berufliches Netzwerk, eine Austauschplattform, auf der Fachleute unterwegs sind. Anders als bei “wer-weiss-was” oder gutefrage” bekommt man (meist) fundierte Informationen. Hier steht jeder mit seinem Gesicht und Namen für die Qualität seiner Antworten. Wer selbst hilfreich in Diskussionen sein Wissen einbringt, dem kann es natürlich passieren, dass der ein oder andere sich an den freundlichen und kompetenten Bestatter erinnert und eine Empfehlung ausspricht.

Besucher des Profils geben quasi ihre Visitenkarte ab. Was spricht dagegen, sie kurz anzuschreiben und zu fragen, was zum Profilbesuch geführt hat und ob man ihnen mit irgendetwas helfen kann. Viele nutzen XING als elektronisches Visitenkartenbuch. Das ist sehr nützlich, da die Kontaktdaten immer aktuell sind. Das Profilfoto erleichtert es, Kontakte wiederzuerkennen. Ein persönlicher Eintrag im Notizenfeld hilft einem auch nach Jahren wieder auf die Sprünge, warum man mit dieser Person in Kontakt war.

Gerade ein Premium-Account lässt sich gut nutzen, um gezielt Kontakte zu knüpfen. Hier ist jeder direkt ansprechbar, ohne eine Vorzimmerdame, die einen abwimmelt, ohne Öffnungszeiten, die man gerade nicht im Kopf hat. Die Stellenanzeigen haben eine gute Reichweite. Etwas verwirrend ist aktuell die Unterscheidung von Business-Seiten und Unternehmens-Seiten. Letztere eignen sich nur für große Unternehmen, die hier ihr Arbeitgeberprofil pflegen. Auf Business-Seiten werden Produkte und Dienstleistungen präsentiert, sinnvollerweise sind das B2B-Angebote.

Die Gruppen

Eine eigene Bestattergruppe sucht man auf XING vergeblich. Anders als auf Facebook, wo die Bestatter gerne unter sich bleiben, gibt es auf XING eine Gruppe “Bestattungskultur”, die darauf ausgelegt ist, verschiedene Berufsgruppen innerhalb der Branche miteinander ins Gespräch zu bringen. Andere Gruppen zu branchenahen Themen lassen sich über die Stichwortsuche finden. Allerdings gibt es auch “tote” Gruppen, mit nur 5 oder 9 Mitgliedern und dem letzten Beitrag aus 2015. Bei geschlossenen Gruppen sind in der Regel in der Gruppenbeschreibung Aufnahmekriterien definiert.

Effenktiver Einsatz von XING

Immer wieder kann man vor allem von Basis-Nutzern hören, dass XING sowieso nichts bringt, ergo: kann man sich sparen. Damit die Investition an Zeit und Geld für ein Profil sich lohnt, sind ein paar Vorüberlegungen notwendig:

  • was will ich mit XING?
  • welche Informationen, Diskussionen oder Kontakte suche ich?
  • wie will ich wahrgenommen werden und mit welchen Aktivitäten kann ich das erreichen?

Der Einsatz von XING im Bestattungsgewerbe ist nicht generell sinnvoll. Wenn man nicht dabei ist, geht das Unternehmen nicht unter. Es kommt auf die eigenen Ziele und die zur Verfügung stehenden Ressourcen an, um das soziale Netzwerk gewinnbringend zu nutzen. Ein einfaches “Drauflos” führt in den wenigsten Fällen zum Erfolg, sondern frisst nur wertvolle Zeit. Der Einsatz dieses Netzwerks sollte professionell geplant und koordiniert werden, besonders wenn mehrere Mitarbeiter/innen dort vertreten sind.

Wer schon auf Facebook unterwegs ist, wird bemerken, dass auf XING weniger los ist. Das liegt unter anderem daran, dass man das Wichtige nicht aus unzähligen Katzenbildern, “ich bin gerade hier und esse…”-Bildern und nicht unbedingt witzigen Bestattungswitzen herausfiltern muss. Auch wenn auf XING manches Überflüssige gepostet wird, es geht viel konzentrierter um beruflich relevante Informationen geht.

Wer sich nicht regelmäßig einloggt, wird von seiner Mitgliedschaft kaum etwas merken. Darum ist es wichtig, dass die Einstellung, per Mail über XING-Aktivitäten informiert zu werden, bestehen bleibt. Es wäre sehr schade, wenn eine interessante Kontaktanfrage unbeantwortet bliebe.