Kinder mögen alles was piepst, blinkt und bunt ist. Das Internet ist voller bunter Angebote, die blinken. Schon die Kleinsten begeistern sich dafür. Werden die Kinder älter, ist das Smartphone immer dabei. Auf Elternabenden ist die Mediennutzung der eigenen Sprösslinge ein Dauerthema. Doch während die Erwachsenen noch diskutieren, ob die Mediennutzung ihren Kindern schaden könnte, sind Kinder und Jugendliche in Deutschland immer früher, immer länger und immer mobiler im Netz unterwegs.


Junge Menschen - "always online"

Seit der Jahrtausendwende wachsen Kinder nicht mehr in die die digitalen Technologien hinein, sondern von Kindesbeinen an damit auf. Die heutige Jugend ist die erste Generation, deren Leben komplett in das mobile Internet und die sozialen Netzwerke eingebettet ist. Ganz praktisch heißt das: Lieber Chatten als Telefonieren. Gespräche werden per Messenger mit Video-Schnipseln geführt, Verabredungen mit Emojis bekräftigt. Nicht mehr Sportler, sondern YouTube-Stars sind die größten Idole.

Heute nutzen bereits rund die Hälfte der 6- bis 7-Jährigen, zumindest gelegentlich das Internet. Bei den 8- bis 9-Jährigen hat sich in den vergangenen drei Jahren die Onlinezeit auf täglich 43 Minuten fast verdreifacht. Von den 10- bis 11-Jährigen nutzen 67 Prozent ein eigenes Smartphone, ab 12 Jahren gehört das Gerät dann für so gut wie alle Jugendliche zur Standardausstattung. Das sind nur einige Zahlen aus der Studie „Kinder & Jugend in der digitalen Welt“, die der Verband Bitkom im Mai 2017 vorgestellt hat.

Welche Plattformen, welches Onlinespiel ist gerade angesagt? Die Entwicklung ist rasend schnell. Medienpädagogen kommen kaum hinterher, ihre Einschätzungen abzugeben. Diese interessieren sowieso eher die Eltern, wenn sie es nicht schon aufgegeben haben, dem Medienkonsum ihrer Kinder hilfreich zu begleiten. Die Tatsache, dass laut Bitkom-Studie fast ein Drittel der Kinder und Jugendlichen einen internetfähigen Fernseher besitzen, spricht Bände. Das Smartphoneverbot beim Mittagessen mit der Familie sorgt dauerhaft für Konflikte. Manche Eltern sperren Computer und Smartphone nachts in einen Schrank ein, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Die jungen Leute “gehen” nicht mehr ins Internet, wie das die Elterngeneration noch zu sagen pflegt, sie sind „always on“. Auch wenn sie gerade nicht auf das Display starren, sind sie online.

Es fasziniert, wie selbstverständlich junge Menschen die Medien nutzen

Kinder sind neugierig, Kinder beobachten, Kinder probieren aus. Ganz nebenbei lernen sie intuitiv, wie ein Menü funktioniert, was sie auf einer Internetplattform alles machen können. Viele Kinder lernen ganz selbstverständlich, Medien zu bedienen und zu nutzen, als sei es ein „Kinderspiel“. Wer sich in höherem Alter mühsam die Grundbegriffe des Internet erarbeitet hat, steht daneben und staunt. Der Nachwuchs scheint sich bestens auszukennen. In der Regel sind es die jungen Leute, die Eltern oder Großeltern das Smartphone einrichtet oder zeigt, wie man ein Programm installiert. Doch die Medien kompetent nutzen zu können, bedeutet mehr als zu wissen, welche Buttons man anklicken muss.

Medienkompetenz ist mehr als rasend schnell chatten zu können

Welche App installiert man auf seinem Smartphone, welchen Informationen kann man wirklich trauen? Um das beurteilen, muss man Medienangebote und Werbung kritisch wahrnehmen können. Inhalte sind in ihrem Kontext einzuordnen und Medienbotschaften zu hinterfragen. Statt wahllos zu konsumieren, braucht man die Fähigkeit, Sinnvolles und Sicheres aus dem großen Angebot auswählen zu können. All das lernen Kinder nicht von alleine. Sie brauchen die Begleitung der Eltern oder anderer Erwachsener, die sich mit vor den Bildschirm setzen und ihnen helfen, die angebotenen Informationen einzuordnen.

Welche Mediengeräte darf das Kind nutzen und welche Inhalte anschauen. Wie viel und wie lange darf es fernsehen oder am Computer spielen, welche Sendungen und welche Spiele darf es konsumieren. Je älter ein Kind wird, desto mehr sind diese Fragen miteinander auszuhandeln. Es ist wichtig, mit den eigenen Kindern im Gespräch zu bleiben. Bei heiklen Erfahrungen im Netz brauchen diese einen Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte. Es gibt verschiedene Empfehlungen, die in der sogenannten „3-6-9-12“-Regel zusammengefasst sind: Keine Bildschirmmedien unter 3 Jahren. Keine eigene Spielekonsole unter 6 Jahren. Kein Handy oder Smartphone unter 9 Jahren. Keine unbeaufsichtigte Internetnutzung unter 12 Jahren.

Kinder, die so an die Mediennutzung herangeführt werden, profitieren am meisten von der Vielfalt. Sie lernen, verantwortungsvoll mit den Medien umzugehen. Sie erfahren, dass es noch viele andere schöne Möglichkeiten gibt, die Freizeit zu verbringen.

Link zur Bitkom-Studie „Kinder & Jugend in der digitalen Welt“