Wer an Facebook Kritik übt, nennt oft in einem Atemzug Mark Zuckerberg. Facebook, das ist Zuckerberg. Sheryl Sandberg führt als Chief Operating Officer das Tagesgeschäft. Damit ist sie die Nummer zwei im Unternehmen.
Die Frau hinter Facebooks Erfolg
Die FAZ nannte sie einmal „das parkettsichere Gegenstück zu Facebook-Gründer Zuckerberg.“ Datenschutz, Umgang mit Hasspropaganda und politische Werbung sind die Reizthemen. Nach dem Cambridge-Analytica-Skandal befragt gesteht Sheryl Sandberg ein: „Wir wissen, dass wir die Daten der Menschen nicht gut genug geschützt haben. Das tut mir wirklich leid“.
An anderer Stelle lenkt sie, im Interview zu der Kritik an Facebook befragt, geschickt von diesen Themen ab und erzählt Geschichten. Wie hilfreich und schön es sei, dass Familien und Freunde über Facebook miteinander Kontakt halten können. Aber vielleicht gehört das ja zur vereinbarten Arbeitsteilung. Lange Zeit gab sie dem Unternehmen ein emotionales Gesicht. Die zunehmende Kritik an Facebook nagt inzwischen auch an ihrem Image.
Sheryl Sandberg gehört zu den einflussreichsten Frauen der Welt
Das US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes veröffentlicht jedes Jahr eine Liste der mächtigsten Frauen weltweit. Im Jahr 2017 rangierte Sheryl Sandberg auf Platz vier, 2018 auf Platz elf. (Bundeskanzlerin Angela Merkel belegt seit acht Jahren unangefochten Platz eins)
Bevor sie zu Facebook kam, machte sie bei Google Karriere. Dort war sie verantwortlich für den Anzeigenvertrieb. Sie studierte Volks- und Betriebswirtschaft an der Eliteuniversität Harvard. Sie arbeitete in der Unternehmensberatung McKinsey und war Stabschefin im Finanzministerium. Politische und wirtschaftliche Kompetenzen geben sich die Hand.
Sie tritt weltweit auf Internetkonferenzen auf, war eine von mehreren Konferenzvorsitzenden beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Ihren Einfluss macht sie nicht nur für das Unternehmen Facebook geltend, sondern nutzt ihre Popularität auch, um ihre beiden Herzensthemen in die Welt zu tragen.
Engagement für Frauen in Führungspositionen
Sandberg ist eine Frau mit einer Mission. Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg ist der Titel ihres 2013 erschienenen Buches.
In Deutschland sitzen in den Vorständen der 100 umsatzstärksten Firmen gerade einmal drei Prozent Frauen. International sieht es nicht viel besser aus. Sheryl Sandberg ist eine von ihnen. Sie kennt die inneren und äußeren Barrieren, die Frauen daran hindern, Führungsverantwortung zu übernehmen. Ihre Botschaft an die Frauen lautet: Knie dich rein! (so könnte man Lean In bildhaft übersetzen).
Statt „Wille zum Erfolg“ könnte man ihr Anliegen treffender beschreiben als „Wille zu führen“, denn es geht ihr nicht in erster Linie um den persönlichen Erfolg, sondern darum, dass Frauen etwas in dieser Welt bewegen können. Ihre Sicht der Dinge drückt sie so aus:
"Frauen müssen vom Denken "Ich bin nicht bereit, das zu tun" zum Denken "Ich will das tun - und ich werde lernen, indem ich es tue."
Ihre persönliche Geschichte bewegt die Menschen
Ihren Mann Dave lernte Sheryl Sandberg in ihrer Zeit bei Google kennen. Goldberg, mit dem sie zwei Kinder hat, verstarb im Mai 2015 im Alter von 47 Jahren an einem Herzinfarkt.
In einem bewegenden Facebook-Post beschreibt Sandberg ihre Gefühle und Erfahrungen nach dem Tod ihres Mannes. Die Welt nahm Anteil. Über 900.000 Menschen haben auf diesen Beitrag auf Facebook reagiert.
Gemeinsam mit dem Psychologieprofessor Adam Grant veröffentlichte sie 2017 das Buch Option B: Wie wir durch Resilienz Schicksalsschläge überwinden und Freude am Leben finden.
Sie erzählt offen von der Trauer um ihren Mann und dem Willen weiterzuleben. Ergänzend zu ihrer eigenen Erfahrung schildert sie neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Resilienzforschung. Sie gibt Hinweise, wie die Arbeitswelt sich verändern müsste, damit Menschen sich am Arbeitsplatz mit ihrer Trauer verstanden fühlen können.
Eine Erkenntnis auf ihrem Weg der Trauer gab dem Buch den Titel:
„Option A gibt es nicht mehr. Also lasst uns das Beste aus Option B machen. Ich werde immer um Option A trauern. Die Trauer endet niemals … aber auch nicht die Liebe.«
- Digitale Persönlichkeiten: Unter diesem Stichwort stellen wir Ihnen in regelmäßigen Abständen Vorreiter der Digitalisierung vor. Bekannte Visionäre, deren Ideen richtig groß geworden sind und weniger bekannte VordenkerInnen, die unseren Umgang mit Computer oder Smartphone prägen.