Ein Smartphone hat nahezu jeder in der Tasche. Eine App zu installieren geht schnell. Durchschnittlich 95 Apps (2018) hat nach Angaben des App-Analyse-Dienstleisters AppAnnie jeder Smartphone-Nutzer installiert. Knapp 2,5 Mio Apps sind bei Google Play im Angebot, knapp 2 Mio im Apple App Store. Diese Zahlen klingen verlockend. Experten prognostizieren, dass die mobile Internetnutzung weiter zunehmen wird. Wir gehen den deutschsprachigen Apps einmal nach, die in der Bestattungsbranche von Nutzen sein könnten.


Viele Karteileichen bei den Apps

Jeder Tag bringt neue Apps hervor, die den Alltag einfacher oder unterhaltsamer machen sollen. Jede einzelne will den Weg auf das Smartphone des Nutzers finden. Die wenigsten Apps nehmen die Hürde des Downloads. Jeder Anwender nutzt nach AppAnnie 35 Apps aktiv. Zu viele Icons machen den kleinen Bildschirm unübersichtlich. Ein Großteil der Apps verstaubt auf dem Smartphone und nimmt unnötig Speicherplatz in Beschlag. Datenschützer erinnern daran, regelmäßig bei den Apps auszumisten. Zum einen stellen sie ein Sicherheitsrisiko dar, zum anderen sind sie permanent im Standby und verkürzen somit die Akkulaufzeit.

Erfolgreiche Apps gehören meist einer der folgenden Kategorien an:

  • Gaming: Mobile Spiele waren schon immer populär. Knapp ein Viertel der Smartphonenutzer vertreibt sich die Zeit mit ihnen. Sie versprechen Kurzweil und kleine Erfolgserlebnisse.
  • Business: Mit 10 Prozent nimmt diese Kategorie den zweiten Platz in der Skala der beliebtesten Apps ein. Zahlungen, Buchungen, E-Mails, Tracking der Arbeitszeit und Office-Anwendungen erhöhen die Produktivität und minimieren die Kosten.
  • Bildung: Diese Apps unterstützen in der Wissensvermittlung und organisieren Lernprozesse. Sprachenlernen ist ein klassisches Beispiel aber auch lehrreiche Game-Apps fallen darunter.
  • Lifestyle: In diese Kategorie fallen gemeinsame menschlichen Aktivitäten und Interessen. Shopping, Mode, Fitness, Ernährung sind Anwendungen, die den persönlichen Lebensstil betreffen.
  • Unterhaltung/Social Media: Hierzu gehören Chatten, Nachrichten austauschen, Online Videos schauen, Fotos posten. Viele Menschen sind in ständigem Kontakt mit anderen und warten auf deren Reaktionen.
  • Utility: Anders als die meisten Apps, sind Anwendungen wie Scanner, QR Reader, Logindienste darauf angelegt, eine bestimmte Aufgabe schnell auszuführen.
  • Reisen: Darunter zählen alle Apps, die eine Reise einfacher, komfortabler und informativer machen.

In welche Kategorie fallen Apps, die sich mit Bestattung oder Friedhof befassen?

Nicht jede App braucht ein großes Publikum. Ein Friedhofsguide, der Friedhofsbesucher bei ihrem Rundgang zu den Gräber berühmter Persönlichkeiten begleitet, wird niemals die Resonanz einer Fittness-App haben. Eine Notfall-App, einmal mit den relevanten persönlichen und medizinischen Informationen eingerichtet, muss nicht täglich aufgerufen werden. Sie bietet passiv einen täglichen Nutzen, indem sie ein Sicherheitsgefühl für den Notfall vermittelt.

Vorraussetzung für den Erfolg oder Misserfolg einer App ist ein klar formuliertes Ziel. Geht es um Markenbekanntheit, um soziales Engagement oder um die App als Produkt, das einen Mehrwert bietet, für den die Nutzer bereit sind zu zahlen. Unabhängig von der Art der App geht es immer darum, ein Bedürfnis des Nutzers zu erfüllen. Sei es Unterhaltung, schnellerer Service, minimierter Arbeitaufwand oder mobile Nutzung von Standardanwendungen. Eine App, die nicht in irgendeiner Weise das Leben eines Menschen erleichtert, wird über kurz oder lang wieder aus dem App-Store verschwinden.

Bestatter-App

Fitness, Ernährung, Spiele, Musikstreaming, Sprachenlernen - was haben die Apps, die zu den erfolgreichsten Apps gehören gemeinsam? Sie bieten einen täglichen Nutzen an, der ortsunabhängig erreichbar ist.

Das sieht bei einer App eines Bestattungshauses anders aus. Einen Bestatter benötigt man als beerdigungspflichtige Person nur wenige Male im Leben. Eine App bietet höchstens einen temporären Nutzen, genau für den eng gefassten Zeitraum, in dem der Kontakt zu dem Bestattungshaus besteht. Warum sollte sich ein Kunde eine App installieren, die nur die Informationen abbildet, die auch auf der Webseite erreichbar sind? Hier wäre also nach dem Mehrwert zu fragen, die eine mobile Nutzung attraktiv machen, etwa einen Katalog mit den Produkten, die zuhause noch einmal angeschaut werden können.

Andere Anwendungsfelder sind die Apps von Lieferanten der Bestattungsbranche oder von Factoringdiensten. Auf sicherem Weg kann auch von unterwegs der Status einer Bestellung oder Bearbeitung eingesehen werden. Die meisten Bestatter haben ein Backoffice mit eigenem Personal. Es besteht keine zwingende Notwendigkeit, diese Informationen mobil immer zur Verfügung zu haben.

Friedhofs-App

Vorhandene Apps bieten einem überschaubaren Kreis von Nutzern einen Mehrwert, sie vermitteln Bildung. Sie erschließen dem Friedhofsbesucher das Gelände eines Friedhofs und die Lage von Grabstätten. Am bekanntesten ist die Friedhofs-App “wo sie ruhen”, ein Audioguide für Spaziergänge zu den Grabstätten berühmter Persönlichkeiten, die mehr als 1.200 historische Grabstellen bedeutender Persönlichkeiten auf 45 Friedhöfen in 32 deutschen Städten erschließt.

Etwas irreführend ist der Titel “Digitaler Friedhof” des Kooperationsprojekts zwischen dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und der niederländischen Oorlogsgravenstichting, das deutsche und niederländische Kriegsgräberstätten zu digitalen Lernorten macht. Aktuell bietet diese App multimediale Präsentationen über die militärischen Ereignisse und die dort bestatteten Toten auf fünf Friedhöfen.

Auch der größte Parkfriedhof der Welt in Hamburg- Ohlsdorf bietet seinen Besuchern mit einer eigenen App Orientierung auf dem riesigen Gelände an. Über 700 Orte sind erfasst, darunter 580 Prominentengräber, Kapellen, Friedhofsgärtnereien und Grabanlagen - ergänzt mit Informationen zu Bushaltestellen, Toiletten, Notrufsäulen, Parkplätzen, Eingängen und Öffnungszeiten.

Das momentan nur in einigen Kommunen genutzte Angebot “Heimatfriedhof.online” geht als Portal für Sterbefälle in einer Gemeinde einen anderen Weg. Die traditionelle Sterbeglocke für aktuelle Sterbefälle läutet auf dem Smartphone. Gemeinden benachrichtigen über Todesanzeigen digital.

Trauerhilfe- und Krisen-Apps

Einen unmittelbaren Nutzen für Trauernde oder anteilnehmende Menschen bieten Apps mit Trauersprüchen oder Ratschlägen zum richtigen Kondolieren. Aus Sammlungen von Zitaten und Sprüchen wählen Menschen den passenden Text aus, um zu kondolieren oder einen persönlichen Impuls in der Trauer zu bekommen. In dies Kategorie gehören auch Apps, mit denen man virtuell Kerzen entzünden kann.

Zur Erfolgsgeschichte entwickelt sich gerade die neue App zur Suizidprävention, die von der Telefonseelsorge entwickelt wurde. Schon seit Jahren bietet diese Organisation neben telefonischer Beratung auch Onlineberatung mit Hilfe von Chats oder E-Mails an. Aus den Erfahrungen im Umgang mit den Hilfesuchenden ist eine Art Notfallkoffer für die Hosentasche entstanden, der von Betroffenen on- und offline in Krisensituationen genutzt werden kann. Innerhalb weniger Wochen verzeichnete die App über 5.000 Downloads.

Einige der Funktionen: Tagebuch, persönliche Archive, um positive Gedanken oder Fotos, Erinnerungen oder Lieder zu speichern als Rüstzeug für schlechte Momente. Materialien, die in Krisensituationen hilfreich sind, beruhigende Techniken, direkte Kontaktmöglichkeiten zur TelefonSeelsorge und anderen professionellen Anlaufstellen.

Warum nutzen Menschen mobile Apps?

  • Sie sind einfach zu bedienen: Smartphone-Bildschirme sind klein, Informationen werden in der Regel nicht gelesen, sondern überflogen. Wichtige Bedienelemente müssen sofort aufgefunden werden.
  • Sie bieten einen Mehrwert gegenüber den Informationen und den Webseiten der Anbieter, wie sie über das Internet erreichbar sind.
  • Erfolgreiche Apps haben  simple Konzepte, sie erleichtern dem Nutzer ein einem bestimmten Punkt das Leben. Sie nutzen die Verknüpfung mit anderen Funktionen, die das Smartphone bietet: Fotos machen, posten, teilen.

Apps, die Bestattung, Friedhof oder Trauer zum Thema haben, werden nie das Massenpublikum erreichen. Die Downloadzahlen dieser Apps werden nicht durch die Decke gehen. Doch für einen bestimmten Personenkreis können Sie einen Nutzen bieten. Es lohnt sich, im Einzelnen diesen Nutzen genau zu bestimmen und Anwendungen zu entwickeln, die das Leben an irgendeinem entscheidenden Punkt einfacher machen.