Wenn ein geliebter Mensch stirbt, tut sich der Boden auf. Gut zu wissen, dass es mindestens einen Freund gibt, der ohne zu überlegen mit uns in dieses Loch springen würde: die geliebte Fellnase.

Weiches Fell, große Augen – es gibt kaum jemanden, der Tieren widerstehen kann. Selbst das härteste Herz wird weich, wenn ein Vierbeiner eine Schmuseattacke startet. Es ist die ganz spezielle Fähigkeit von Haustieren, mit ihrer Art und ihrer Zuwendung den Panzer zu sprengen, der manchmal die Seele umschließt.

Das gilt auch und besonders in Zeiten der Trauer. Wenn wir keinen anderen Menschen an uns heranlassen und mit unserer Trauer allein sein möchten, findet die Fellnase garantiert einen Weg in unser Herz. Das macht Haustiere zu idealen Trauerbegleitern, die zuhören, nahe sind und Licht in die traurigste Situation bringen.

Besonders Hunde können die Emotionen ihres Gegenüber perfekt spiegeln und sind traurig, wenn Frauchen oder Herrchen es auch ist. Weil sie aber auch sehr zugewandte Tiere sind, werden sie ihr Bestes versuchen, ihren Menschen aufzuheitern. Und das mit Erfolg: Was keinem anderen Menschen gelingt, ein Hund schafft es!

Ebenso wichtig für Trauernde ist, dass die Verantwortung für ein Tier den Tag strukturiert. Auch wenn die eigene Welt still steht – für den Hund, die Katze oder das Pferd dreht sie sich weiter, und ganz banale Rituale wie Füttern und Gassigehen lassen sich nicht so einfach vernachlässigen. Das Stückchen Normalität, das dadurch einzieht, ist ein Schritt zurück ins Leben.

Auch in der professionellen Trauer- und Traumabewältigung kommen immer öfter Tiere zum Einsatz. Meist sind es Hunde, die das erste Eis brechen: Eine freundliche, schwanzwedelnde Begrüßung, ein aufmerksamer Blick, die Aufforderung, ENDLICH das Stöckchen zu werfen – all das trägt zu einer Wohlfühlatmosphäre bei, die Bestattungshäuser und Trauerbegleiter in ihrer Arbeit unterstützt.

Gerade trauernde Kinder und Jugendliche reagieren positiv auf die Anwesenheit von Tieren. Oft dienen diese als Initialzündung für einen Heilungsprozess, der ohne Tiere wesentlich länger und schmerzhafter wäre. Denn Tiere fühlen mit, ohne zu fragen – und so können die Kids sich öffnen und mit Hilfe des Hundes ihre Trauer bewältigen.

Da nicht jeder Mensch auf jedes Tier gleich reagiert, gibt es auch Angebote, bei denen Katzen, Kaninchen, Pferde und sogar Schafe Kinder und Erwachsene in der Trauer begleiten. Denn dass sich ein warmer, weicher, lebendiger Körper ankuschelt, nimmt der Situation die Schwere und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Tränen fließen können.

Ein Tipp:

Wer die tiergestützte Trauerbegleitung professionell angehen möchte, für den gibt es die Möglichkeit, sich berufsbegleitend zur „Fachkraft für tiergestützte Interventionen“ weiterbilden zu lassen. Verschiedene Institute bieten diese ca. zweijährige Weiterbildung an, in deren Verlauf man neben den medizinischen Grundlagen auch viel über die Beziehung zwischen Mensch und Tier lernt und diese in verschiedenen Therapieansätzen anwenden kann. Neben Bestattern und Trauerbegleitern trifft man im Rahmen dieser Weiterbildung zum Beispiel auch auf Erzieher oder Krankenpfleger. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website des Bundesverbands für tiergestützte Interventionen.