Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt rasant. Die Veränderungen betreffen nicht nur irgendwelche großen Technologieunternehmen, sondern jeden klein- und mittelständischen Betrieb. Etwas zeitversetzt sind die Herausforderungen inzwischen überall spürbar. In der Folge müssen auch die betriebliche Ausbildung und die Lehrpläne in Aus- und Fortbildung angepasst werden.
In der Ausbildung zur Bestattungsfachkraft drängt sich die Notwendigkeit nicht unmittelbar auf. Grundlegende Aufgaben wie Organisation und Beratung, die konkreten Tätigkeiten wie Abholungen, hygienische Versorgung von Verstorbenen, Särge ausschlagen oder Trauerhallen dekorieren, erscheinen wie ein kleines gallisches Dorf, das von dem Ruf nach Digitalisierung umgeben ist. Der Zaubertrank, mit dem einige in der Branche überleben wollen heißt „Tradition“ und „analoge Tätigkeiten“.
Was meint Digitalisierung eigentlich?
Worum geht es bei diesem Stichwort und warum ist es so wichtig, dass sowohl kleine als auch mittelständische Unternehmen den Anschluss nicht verpassen? Selbst in Betrieben, die viele analoge Tätigkeiten verrichten, ist „Digitalisierung“ für Geschäftsinhaber ein Angstwort geworden. Viele haben das Gefühl, etwas tun zu müssen, wissen aber nicht, wo sie ansetzen sollen. Zu unkonkret ist dieser Begriff.
Auf der einen Seite geht es darum, analog vorliegende Informationen digital zu speichern. Auf der anderen Seite geht es um Arbeitsprozesse, die sich durch die Einführung digitaler Technologien dauerhaft verändern. Konkret heißt das in dem ersten Fall, dass Papierakten eingescannt und damit digitalisiert werden. Die Veränderung von Arbeitsprozessen kann man in großen Krematorien bereits besichtigen. Dort werden eingelieferte Särge mit einem Code markiert und dann völlig automatisiert von Transportrobotern in die Warteposition und von dort zum Kremationsofen gebracht.
Lernformen verändern sich
Viele Auszubildende kennen professionell gestaltete Internetplattformen bereits aus ihrer Freizeit: Social Media oder Spiele werden von ihnen bereits wie selbstverständlich zum Lernen eingesetzt. Privat besitzen die meisten Endgeräte wie Smartphones oder Tablets auf dem aktuellen technischen Stand. Dass verändert die Erwartungen der jungen Leute an die Art und Weise der Wissensvermittlung. E-Learning, Austauschgruppen online, schnelle digitale Verfügbarkeit der Lernmaterialen, intuitive Benutzerführung auf Lernplattformen - im beruflichen Lernen wird die gleiche Qualität erwartet wie man sie aus der alltäglichen Internetnutzung kennt.
Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere aus der älteren Generation noch an die frühere Vervielfältigungstechnik mit Spiritusmatrizen. Mitte der 1990er Jahre wurden die Matrizendrucker durch die Fotokopiertechnik verdrängt. Niemand wünscht sich heute die Matritzen zurück. Ein ähnlicher Wechsel, nur in viel größerem Ausmaß, vollzieht sich heute in der Umstellung von analog auf digital. Aber es ist einfach so: Bewährtes wird gerne weiter gepflegt, neue Lernformen haben es schwer. Zudem kostet die Einführung neuer Technik Geld und das ist bekanntlich immer knapp.
Doch mit der Nutzung von Smartphone, Tablet oder E-Learning-Angeboten allein ist es nicht getan. Begleitend müssen Fragen zu Datenschutz und IT-Sicherheit behandelt werden.
Digitale Kernkompetenzen
Auch wenn in naher Zukunft in der Ausbildung zur Bestattungsfachkraft nicht im Vordergrund stehen wird, komplexe technischer Geräte zu beherrschen oder digitale Datenströme lenken zu können, werden dennoch digitale Kernkompetenzen benötigt. Dazu gehören:
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Nutzung Digitaler Medien für Musik, Video, Präsentationen in Trauerfeiern, Livestream von der Beerdigungsfeier. Angehörige können zu diesen Fragen beraten werden. Der Einsatz der Technik wird beherrscht.
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Umgang mit PC-Systemen und Software-Anwendungen jeglicher Art. Von E-Mails über Datenspeicherung bis hin zur Software zur Auftragsabwicklung. Die genutzten Systeme sollten umfassend verstanden werden.
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Umgang mit Sozialen Technologien: In modernen Unternehmen findet die Kontaktarbeit über Blog, Newsletter oder die unternehmenseigene Facebookseite statt.
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Digitale Unterscheidungsfähigkeit: Neue digitale Möglichkeiten dürfen nicht willkürlich eingesetzt werden. Gebraucht wird die Fähigkeit, Technologien und Programme auszuwählen, die die Arbeit des Unternehmens optimal unterstützen.
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Verständnis für die Digitalen Veränderungen: Wissen und Erfahrung, wie Trauernde das Internet und Soziale Netzwerke für Informationen und Trauerverarbeitung nutzen.
Themen gäbe es also genug. Auch von Kundenseite wird die Nachfrage in Zukunft steigen und Kompetenz im Digitalen ein Qualitätskriterium sein. Die Ausbildung junger Bestatterinnen und Bestatter bietet die Möglichkeit, im Unternehmen digital gerüstet zu sein.
Damit es nicht zu Konflikten um die Digitalisierung kommt, benötigen die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fortbildungen, um ihre digitalen Kompetenzen zu erweitern. Ob das 2020 oder etwas später Wirklichkeit werden wird, steht dahin. Doch je früher in der Branche der Weckruf der Digitalisierung gehört wird, desto sicherer ist der Anschluss an eine Entwicklung, die gerade den Arbeitsmarkt massiv herausfordert und unsere gesamte Lebenswirklichkeit auf den Kopf stellt.