Bei den Stichworten Internet und Geld fällt den meisten Menschen zunächst nur das Onlinebanking ein. Doch im Nachlass von Verstorbenen befinden sich zunehmend weitere Geldwerte, die nur online dokumentiert sind. Da die wenigsten Erben umfassend über diese Guthaben informiert sind, braucht es Mittel und Wege, wie diese aufzuspüren sind. Gut zu wissen - was sind eigentlich Online-Guthaben?
Immer mehr Guthaben sind online zu finden
Eine Aufgabe von Hinterbliebenen ist es, das Erbe eines Menschen zu sichten. Alte Menschen verstecken manchmal ihr Bargeld zuhause verteilt an verschiedenen Orten so gut, dass sie es selbst nicht mehr finden. Vergesslichkeit spielt hier eine Rolle. Wenn ein Mensch stirbt, kehren die Angehörigen alle Jackentaschen nach außen und blättern die Bücher durch, in der Hoffnung, dass die Geldscheine herausfallen.
Jüngere Menschen zahlen zunehmend bargeldlos. Bestellungen werden online abgewickelt, sie spielen online Poker oder Lotto, kaufen Credits und bezahlen über ein Konto bei PayPal. Ihre Guthaben schlummern auf diversen Plattformen im Internet. Die Suche nach Guthaben und Werten ist hier nicht auf den überschaubaren Hausstand beschränkt. Im Internet sucht man die Nadel im Heuhaufen. Die Möglichkeiten, wo sich etwas Wichtiges befindet sind schier unendlich.
Bei Bitcoins geht es um richtig viel Geld
Digitale Währungen sind nach einem Urteil des Europäische Gerichtshof (EuGH) in der EU genauso wie traditionelle Zahlungsmittel zu behandeln. Transaktionen mit Bitcoin und anderen Digitalwährungen bleiben steuerfrei. Vorläufiger Höhepunkt der Bitcoin-Begeisterung war Ende 2017. Viele sind in den letzten Jahren eingestiegen, weil sie von den beeindruckenden Kurssteigerungen profitieren wollten. Der Hype um die Kryptowährungen hat inzwischen nachgelassen, doch viele besitzen weiter digitale Währungen.
Bei digitalen Währungen muss man besondere Vorsicht walten lassen, denn es gibt keinen zentralen Ansprechpartner, keine Hotline bei Problemen, keine Entschädigung, wenn Hacker das Guthaben erbeutet haben. Bitcoin-Besitzer verlieren ihre digitalen Wallets durch technische Defekte, sie vergessen die Passwörter oder sie sterben. Vermutlich können nicht viele Angehörigen etwas mit einem USB-Stick anfangen, auf dem nur eine Datei gespeichert ist. Dabei kann sich in der Datei wallet.dat - wie sie bei Bitcoin heißt - ein Vermögen verbergen. Doch das Guthaben ist in einer verschlüsselten Information enthalten, die ihr Geheimnis nicht ohne Passwort und ohne PIN, freigibt. Wer nicht erkennt, dass es sich um eine Kryptowährung handelt und keine Zugangsdaten besitzt, für den ist dieses Erbe verloren.
Lotto oder Poker online spielen
Wer online Lotto spielt erhält aufgrund gesetzlicher Bestimmungen alle Gewinne direkt auf das hinterlegte Bankkonto ausbezahlt. Der Sechser im Lotto bleibt vor den Angehörigen also nicht verborgen. Anders verhält es sich mit dem Guthaben, mit dem der Tipper sein Kundenkonto auflädt, um spielen zu können. Die Erben müssen also von der Tippleidenschaft und der genutzten Onlineplattform wissen. Neben den 16 staatlichen Lottoveranstaltern bieten zahlreiche private Lottoplattformen ihre Dienste an. Es ist nicht einfach, herauszufinden, welches Angebot jemand genutzt hat. Ebenso zahlreich sind die Plattformen für Onlinepoker oder anderer Casinospiele. Da auf diesen Seiten eine Auszahlung von Spielgewinnen nicht automatisch erfolgt, können sich hier höhere Guthaben befinden.
Auszahlungskonten bei Verkäufen und Dienstleistungen im Internet
Ebay ist neben Amazon Marketplace eine der bekanntesten Verkaufsplattformen, auf denen auch Privatpersonen nicht nur ihre Dachbodenfunde anbieten. Werden die Verkäufe über den Zahlungsdienstleister PayPal abgewickelt, kann sich auf dem PayPal-Konto ein Guthaben ansammeln. Erst wenn der Konteninhaber den Transfer des Guthabens beauftragt, kommt das Geld auf das eigene Girokonto.
So mancher Internetnutzer verdient sich im Internet etwas nebenbei. Hobbyfotografen bieten ihre Bilder auf Agenturseiten für Stockfotos an. Auf der privat erscheinenden Webseite sind Verlinkungen einer Werbepartnerschaft, sogenannte affiliates eingebaut, häufig von Amazon, aber auch von anderen Unternehmen. Nicht immer die Verlinkungen als Banner sofort sichtbar, die Weiterleitung kann auch ganz unspektakulär als Textlink erfolgen. Auf diese Weise sammeln sich Kleinbeträge im Affiliatekonto an, die meist erst automatisch ausgezahlt werden, wenn ein bestimmter Mindestbetrag erreicht ist.
Nicht nur die Fotografen können online ein Guthaben besitzen. Die meisten Plattformen für Stockfotos bieten Pakete an, mit denen Fotonutzer den Download passender Bilder vorfinanzieren. Viele Betreiber kleiner Blogs gehören zu den Kunden der der Fotobörsen. Je mehr Credits gekauft werden, desto günstiger wird das einzelne Bild. So kann es sein, dass ein Guthaben in Form von bereits gekauften Credits vorliegt.
Bonusprogramme
Rabattaktionen gab es schon lange vor dem Internet, sie sind keine neue Erfindung des Internetzeitalters. Früher wurden die Rabattmarken fleißig in kleine Heftchen geklebt. War die Rabattkarte voll, konnte man sie in eine Prämie eintauschen oder bekam einen Preisnachlass beim nächsten Einkauf. Nach demselben Prinzip funktionieren die Bonusprogramme diverser Unternehmen. Statt eines Rabattmarkenheftes führt heute ein Login zu den online gespeicherten Prämienpunkten.
Manche Krankenkassen bieten ihren Mitgliedern ein Gesundheitsprogramm. Wer gesund lebt und Sport treibt, kann punkten und ein Guthaben aufbauen, dass er in Sachprämien oder eine Beitragsrückerstattung umwandeln kann.
Vielflieger sammeln im Programm “Miles and more” Prämienpunkte. Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, für den lohnt sich der bahn.bonus Service. Weit verbreitet sind die Bonussysteme Payback oder Deutschlandcard, mit denen man in zahlreichen Geschäften und Onlineshops punkten kann.
Sind die Prämienpunkte im Todesfall an die Erben übertragbar? Informationen dazu sucht man auf den Webseiten vergeblich. Spärliche Hinweise dazu finden sich in Foren. Ob und unter welchen Bedingungen die Punkte übertragen werden, muss im Einzelfall per Kontaktaufnahme geklärt werden. Wird dann ein offizieller Antrag gestellt, werden in der Regel Nachweise gefordert: zum einen ein Erbnachweis, zum anderen eine Verzichtserklärung der Miterben.
Quickform unterstützt die Erben
Jede Plattform hat ihre eigenen Regeln zur Übertragbarkeit von Guthaben. Welche Nachweise gefordert werden, damit Guthaben, Credits oder Prämienpunkte auf die Erben übertragen werden, ist ebenfalls nicht einheitlich. Wer sich selbst auf die Schatzsuche begibt, um Bitcoins, Credits, Prämienpunkte und Guthaben aufzuspüren, sollte viel Zeit mitbringen. Zunächst muss recherchiert werden, wo die verstorbene Person überall angemeldet war. Da die Informationen zur Übertragbarkeit im Todesfall nicht oder nur schwer zu finden sind, folgt eine mühsame Kommunikation mit dem Service jeder einzelnen Plattform, um die Modalitäten zu klären und Nachweise zu erbringen.
Das von uns entwickelte Formalitätenportal nimmt den Erben diese Arbeit ab. Die oben genannten Beispiele können Bestattern als Argumentationshilfe dienen. Automatisiert wird bei den großen Anbietern abgefragt, ob ein Onlinekonto besteht. Die Nachweise können sterbefallbezogen ohne E-Mail-Durcheinander und Zeitverzögerung online übermittelt werden. Erbberechtigte können wählen zwischen einer Kündigung, Löschung oder Übertragung und Fortsetzung der Verträge. Guthaben werden treuhänderisch verwaltet. Bei Abmeldungen, die mit Auszahlungen verbunden sind, können sogar Teilbeträge an verschiedene Personen leicht erfasst und gezielt übermittelt werden.
Das Formalitätenportal steht den Kunden des Bestatters online zur Verfügung. Wenn durch die automatische Abfrage nicht alle genutzten Dienste erfasst werden, können die Kunden das Portal über einen Zeitraum von 12 Monaten für weitere Anfragen an Unternehmen selbständig nutzen.
Waren Kunden erfolgreich bei der Schatzsuche im Internet, erzählen sie garantiert davon in Ihrem Umfeld. Vermutlich erzählen sie auch von ihrem Bestattungshaus, das ihnen diesen Erfolg ermöglicht hat.