Wohin entwickelt sich das Internet? Wie werden wir im Jahr 2040 leben, arbeiten und lernen? Eines ist klar: die digitale Vernetzung unserer Welt wird weiter voranschreiten. Schreckensszenarien verbreiten die Gefühle der Hilflosigkeit. Das Internet zu idealisieren, hilft auch nicht weiter. Wie es gelingt, einen unaufgeregten Umgang mit dem Internet zu finden.


Computer, Internet, Software und E-Mail gehören zum Berufsalltag. Es gelingt niemanden, sich vor allen Informationen abzuschotten, die über die verschiedenen Kanäle hereinkommen. Medienportale, Soziale Netzwerke, E-Mails - alles will unsere Aufmerksamkeit.

Manchmal hält man inne. Der Kopf schwirrt vor Begriffen aus der digitalen Welt: Künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Internet der Dinge (IoT), HTTP/3, neuer Standard G5, Quantenkryptographie, Blockchain, Upload-Filter, Netzneutralität, Vorratsdatenspeicherung.

Wer sich überfordert fühlt, sucht Auswege

Die einen weigern sich, etwas Neues zu lernen und versuchen sich wegzuducken. Hilfreiche digitale Anwendungen bleiben ungenutzt. Andere sehen sich von Datensammlern umzingelt und fühlen sich ohnmächtig gegenüber Internetgiganten wie Google und Facebook.

Als 2018 die Diskussion um die Regelungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hohe Wellen schlug, konnte man in Bestatterforen ein trotziges „dann schalten wir das Kontaktformular auf unserer Webseite ab“ lesen. Statt sich mit den neuen Regelungen auseinanderzusetzen und die Webseite rechtssicher umzugestalten, traten Bestatter den Rückzug aus dem Internet an.

“Sowieso alles egal”, sagen die Dritten. Gegen die Totalüberwachung ließe sich nichts machen. So wichtig seien die persönlichen Daten eines Einzelnen nicht. Wer nichts zu verbergen habe, brauche sich keine Sorgen machen. Vorhandene Sicherungstechniken werden ignoriert, den Aufwand könne man sich sparen.

Das alles sind persönliche Strategien, um mit der Herausforderung Internet umzugehen. Dabei berührt das Internet Dimensionen, die weit über die Frage hinausgehen, wie gut oder schlecht ein Einzelner mit dieser Erfindung umgehen kann.

Das Internet ist das größte vom Menschen erschaffene Netzwerk

Erst 30 Jahre ist es her, dass der britische Informatiker Tim Berners-Lee den Grundstein für das World Wide Web gelegt hat. Aus einem Zusammenschluss von einigen Großrechnern für Militär und Wissenschaft, wurde das weltweit größte und machtvollste Netzwerk für Kontakte und Informationen.

Es hat politische und wirtschaftliche Veränderungsprozesse mit bis dahin unvorstellbarer Geschwindigkeit beschleunigt. Grundlage dafür war eine offene Infrastruktur der Datenübertragung. Weltweit haben in Unternehmen, Universitäten, internationalen Organisationen und Behörden unzählige Menschen daran mitgewirkt, dass das Internet ein Motor gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen geworden ist.

Das freie Internet ist in Gefahr

Der “Überwachungskapitalismus” bedrohe die Autonomie des Menschen, so die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff. Die führenden Internetunternehmen manipulieren die Menschen mit ihren datengetriebenen Methoden der Verhaltensauswertung. Konzerne wie Facebook oder Google trachten nach einem weltweiten Monopol. Für sie sind die Daten aus dem Netz ein riesiges Geschäft.

Weil das Netz die Menschen zusammenbringt und Informationen für die Massen zugänglich macht, bedrohen Großmächte und autoritäre Systeme die Freiheit des Internet. Länder wie China, Syrien, die Türkei oder der Iran, trennen ihre Landesnetze ab, um innenpolitisch die Kontrolle zu behalten.

Politisch Andersdenkende werden mit Hasskommentaren zum Schweigen gebracht. Bewusste Falschmeldungen beeinflussen Wahlen. Computersysteme von Regierungen und Unternehmen sind Ziel von Hackerangriffen. Fast täglich sind Meldungen dieser Art zu lesen. Das kann erschrecken. Doch Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

Es gibt sie immer noch, die vielen, die das Internet als ein freies Netz entworfen haben. Auch wer sich nicht mit den Begriffen der digitalen Architektur des Internet auskennt, profitiert unternehmerisch oder privat davon. Es braucht funktionierende Schnittstellen zwischen denen, die wissen, wie das Internet technisch funktioniert und die Regeln definieren und den Menschen, die das Netz nutzen.

Wer kann sich heute noch ein Leben ohne Internet vorstellen? Es würde sich wie eine Rückkehr in die Steinzeit anfühlen.

Wie sich das Internet entwickeln wird

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit werden die Fragen nach der Sicherheit der Internetnutzer und die notwendigen Mechanismen, um die Macht der Konzerne und Regierungen einzudämmen, diskutiert.

Was sich für die Zukunft des Internets abzeichnet:

  • Mobil statt drahtgebunden: Auf der ganzen Erde wird ein zuverlässiger und schneller Zugang zum Internet geschaffen. Projekte wie Elon Musks SpaceX’s Starlink, ein Verbund aus zehntausenden Kleinstsatelliten, wird jeden Winkel der Erde mit schnellem Internet versorgen. Große Sendemasten, Leitungen und Kabel gehören dann der Vergangenheit an. Der Zugang erfolgt über WiFi und Satellit.

  • Neue Protokolle: Das TCP/IP-Protokoll stammt aus der Zeit eines rein Text-basierten Internets ohne Video und Audio. Projekte wie das InterPlanetary File System arbeiten für die Unabhängigkeit des Internet. Jeder Rechner könnte zum dezentralen Speicherort werden, geschützt durch die Techniken der Blockchain. Inhalte würden dann nicht mehr nur auf wenigen Servern und in Rechenzentren liegen.

  • Datenschutz neu gedacht: Der Internetbegründer Tim Berners Lee arbeitet an dem Projekt Solid. Persönliche Daten werden genau gesteuert, stehen nur den Services zur Verfügung, zu denen man wirklich Zugang möchte und landen nicht in den Datenspeichern von Facebook und Co.

  • Klarnamen-Pflicht für alle Individuen: Wer im Internet etwas veröffentlicht wird identifizierbar (vergleichbar dem Impressum einer Website). Ende der Anonymität.

  • Damit verbunden sind Authentifizierungs-Mechanismen: die Identität wird festgestellt, Inhalte fälschungssicher gemacht. Digitale Rechte können besser durchgesetzt werden.

  • Künstliche Intelligenz steuert das Internet: Der verfügbare Speicherplatz für Daten ist unüberschaubar groß. Der Intellekt eines Menschen kann ihn nicht erfassen. Die Datenmassen sind nur durch Maschinen beherrschbar.

Der Astrophysiker Stephen Hawking hat dazu bemerkt: “Künstliche Intelligenz kann die großartigste Errungenschaft der Menschheit werden. Bedauerlicherweise kann sie auch die letzte sein.” In dieser Spannung bewegt sich die weitere Entwicklung des gesamten Internets.

Keine Zukunft ohne Internet

Im Internet wirken gefährliche Kräfte! Also stecken Menschen den Kopf in den Sand und warten ab. Eine solche Haltung wird sich rächen. Die Internetverweigerer werden rechts und links von Unternehmen überholt, die mehr auf die Chancen schauen, die das Internet ihnen bietet, als auf die Gefahren. Sie wirken mit ihren Angeboten an der Entwicklung mit.

Virtualisierung und Vernetzung werden unsere Gesellschaft und Wirtschaft in Zukunft noch stärker prägen als heute. Man muss nicht alles gut finden, sollte aber einen Weg finden, mit dem Digitalen umzugehen. Das Internet geht nicht mehr weg!