Dorothee Bär ist seit März 2018 Deutschlands erste Staatsministerin für Digitales. Der Posten wurde neu geschaffen, die Kompetenzen zum Thema Digitalisierung waren davor auf die 14 Bundesministerien verteilt. Mit Dorothee Bär hat das Thema Digitalisierung in Deutschland ein Gesicht bekommen. Sie ist viel unterwegs auf Digitalmessen und in Gremien, um die Verwaltungen für das überfällige E-Government und die Menschen auf der Straße für die Vision von Flugtaxis zu begeistern.


Die Digitalisierung geht nicht weg

Deutschland hängt im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung hinterher. Auf dem Tisch der Beauftragten der Bundesregierung für Digitalisierung liegen viele Themen, eines wichtiger als das andere. Sie wirbt unermüdlich für den digitalen Fortschritt, der in Deutschland so langsam vorangeht.

Beim Netzausbau fängt es an. Noch immer sind viele ländliche Gebiete abgehängt. Der flächendeckende 5G Ausbau lässt auf sich warten. Wie sollen Unternehmen dort digital groß denken, wenn die Daten nur zäh durch die Leitungen fließen. 100 neue Professuren für Künstliche Intelligenz sollen eingerichtet werden.

Noch ist unklar, woher die Fachleute kommen sollen, um die neuen Stellen zu besetzen. Dazu müsste erst der Digitalpakt Schule greifen, mit dem junge Menschen schon in den Schulen programmieren lernen und mit digitalen Kompetenzen ausgestattet werden, die über den Freizeitgebrauch ihrer Smartphones hinausgehen.

Die Richtung ist vorgegeben, Digitalisierung ist das Zukunftsthema für Bildung und Wirtschaft.

Dorothee Bär übt den Spagat

Der angestrebte Status Deutschlands als weltweit führender Standort in der Entwicklung und Anwendung künstlicher Intelligenz ist in weiter Ferne. Schuld daran sind nicht nur die digital Gestrigen, die Skeptiker, sondern auch die hohen Standards beim Datenschutz. Bürgerrechte und Datenschutz haben in Europa einen hohen Stellenwert, was in anderen Weltregionen nicht der Fall ist. Staatliche Überwachungsmaßnahmen und die Datenmonopole großer Internetunternehmen werden eher kritisch gesehen.

In der Diskussion um die digitale Gesundheitskarte erfolgte der erste Vorstoß der Staatsministerin für Digitales, den Datenschutz für Patienten aufzuweichen. Mit dem Datenleck bei Politikern und Prominenten Anfang 2019, wodurch E-Mails, persönliche Daten und Kontakte von Hunderten Politikern und Prominenten im Internet veröffentlicht wurden, ist die Öffentlichkeit in puncto Datensicherheit weiter sensibilisiert worden.

Für die Bundesregierung hat Dorothee Bär den „Contract for the web“unterzeichnet, mit dem das Internet als "öffentliches Gut und Grundrecht" geschützt werden soll.

Politische Karriere

Mit 14 Jahren trat Dorothee Bär in die Junge Union (JU) ein, mit 16 in die CSU. Zehn Jahre ist sie im Vorstand des JU-Bezirksverbandes Unterfranken mit politischen Ämtern wie stellvertretende Bundesvorsitzenden der Jungen Union und stellvertretende Generalsekretärin der CSU. Sie hat Politikwissenschaften studiert.

Seit 2009 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an. Sie war Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und Mitglied in verschiedenen Ausschüssen. Bevor sie Digtalstaatsministerin wurde, war sie Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die Liste ihrer politischen Ämter ist lang.

Latex-Outfit, Dirndl, Destroyed Jeans

Wer im Internet nach Dorothee Bär forscht, landet trotz dieser eindrucksvollen politischen Karriere und der gewichtigen digitalen Themen beim Outfit der Politikerin.

Die Bilder vom extravaganten Outfit der Bundesministerin bei der Verleihung des Computerspielpreises im April 2019, ein enganliegendes Kleid mit pinkfarbenem Oberteil, haben eine größere mediale Reichweite erreicht als Jahre politischen Engagements zuvor.

Die Politikerin spielt mit der Wirkung ihrer Kleidung. Stammtisch, Weihnachtsmarkt und Digitalmessen bedient sie alle gekonnt. Latex und Leder beherrscht sie genauso wie Dirndl oder klassisches Outfit. Ein Interview in destroyed Jeans ist überhaupt kein Problem.

Ihr Instagram-Profil ist eine Ansammlung von Selfies. Privates geht nahtlos in Politisches über, in ihren Bildern als auch in ihrer Selbstbeschreibung als Instalover, Mama, Politikerin, Gamerin, Jägerin, Fränkin, Bayerin, Teilzeit-Berlinerin. Auch das schafft Reichweite, knapp 33.000 Menschen haben ihren Kanal abonniert.

Möglicherweise bewirken die Diskussionen um ihren Kleidungsstil einen größeren Ruck in Deutschland als ihre politischen Reden. Wenn es ihr aber gelingt, den medialen Blick gezielt von sich wieder auf die digitalen Herausforderungen zu lenken, dann dient es Ihrer politischen Mission: die Digitalisierung in Deutschland voranzubringen.


  • Digitale Persönlichkeiten: Unter diesem Stichwort stellen wir Ihnen in regelmäßigen Abständen Vorreiter der Digitalisierung vor. Bekannte Visionäre, deren Ideen richtig groß geworden sind und weniger bekannte VordenkerInnen, die unseren Umgang mit Computer oder Smartphone prägen.