Die Vorgaben und Schutzmaßnahmen in Zeiten von Corona werden uns noch eine Weile begleiten. Vielerorts dürfen Beerdigungen nur noch im kleinsten Kreis stattfinden. Es wird nach Wegen gesucht, damit andere Menschen am Abschied teilnehmen können. Die einfachste Lösung ist, die Beisetzung auf Video aufzunehmen oder einen Livestream einzurichten.


Das Video steht online zur Verfügung. Die Trauerfamilie kann den Link an Menschen weitergeben, mit denen sie in der Trauer verbunden ist. Mancher Bestatter hat bisher nicht daran gedacht, seinen Kunden diese zusätzliche Möglichkeit der Trauerverarbeitung anzubieten oder hat das Angebot bereits geplant, aber noch nicht umgesetzt.

Corona ist die Geburtsstunde des Trauerfeiervideos

So ganz stimmt das natürlich nicht. Bestimmte Trauerfeiern wurden schon immer aufgenommen. In der Regel ging es dabei aber um prominente Menschen, bei denen die Öffentlichkeit ein Interesse daran hatte, Anteil zu nehmen. Auf der Trauerfeier von Lieschen Müller war die Familie versammelt, ein paar Nachbarn kamen auch. Es wäre niemandem in den Sinn gekommen, die Trauerfeier auf Video zu bannen oder per Livestream zu übertragen.

Das ändert sich gerade, denn die Familie ist nicht mehr auf dem Friedhof versammelt. Die Enkel dürfen nicht kommen, weil der Opa zur Risikogruppe gehört. Die Schwester lebt in der Schweiz. Sie darf nicht anreisen, weil die Grenzen geschlossen sind. Freunde und Nachbarn bleiben selbstverständlich zuhause, wenn maximal fünf oder zehn Personen an der Beerdigung teilnehmen dürfen.

Ein Trauerfeiervideo dient der erweiterten Teilnahme am Begräbnis. Die Hinterbliebenen können das Video so oft Sie wollen anschauen. Sie können es an andere weiterleiten und sich dann darüber austauschen. Digitale Technik macht es möglich, dass ein Trauerfeiervideo die gemeinsame Trauerverarbeitung unterstützen kann.

Was Trauervideos bisher waren

Wer auf YouTube das Stichwort Trauervideo eingibt, bekommt hunderte von Videos angezeigt. Die Do-it-yourself Variante besteht aus Bildern der verstorbenen Person, die mit Musik unterlegt und mit Sprüchen garniert werden. Ein solches Trauervideo selbst zusammenzustellen kann als kreativer Akt der Trauerverarbeitung verstanden werden. Private Trauer findet gemeinschaftlichen Trost in der Öffentlichkeit des Internets.

Seit vielen Jahren schon gibt es Anbieter, die für Familien Trauervideos erstellen. Eine Form ist, dass in vorhandene Videovorlagen eigene Fotos hochgeladen, Texte ergänzt und das fertige Video dann heruntergeladen werden kann. Andere Anbieter gestalten aus vorhandenem Fotomaterial in Absprache mit den Angehörigen eine Lebensrückschau, eine Art Biografie in bewegten Bildern.

Mit dieser Form von Trauervideo für die liebevolle Erinnerung und das Gedenken haben Menschen gute Erfahrungen gemacht.

Videoproduktion mit unterschiedlichen Ansprüchen

Manche „halten einfach die Kamera drauf“, andere beauftragen ein Team aus Kamera- und Tontechniker für eine professionelle Videoproduktion. Doch qualitativ hochwertige Videos lassen sich auch mit weniger Aufwand herstellen.

Die einfachste und kostengünstigste Variante ist, einfach ein Smartphone auf einem Stativ zu befestigen und in der Kamera-App die Aufnahme zu starten. Diese Ausrüstungsgegenstände haben die meisten bereits in ihrem Unternehmen. Der Bildausschnitt bleibt gleich, egal was vor der Kamera geschieht. Das Video dokumentiert den Ablauf der Trauerfeier.

Wer Videoausschnitte neu kombinieren, mit der Lieblingsmusik des Verstorbenen untermalen und mit Fotos aus dem Leben ergänzt will, benötigt ein Drehbuch. Für die Produktion eines solchen Videos benötigt man mehr Knowhow und eine geeignete Software, um das Video zu schneiden und zu produzieren.

Egal ob schlicht oder aufwändig gestaltet, ein Video von der Trauerfeier ermöglicht es Familienangehörigen, Freunden und Bekannten, die aus gesundheitlichen Gründen, weil sie zu weit weg wohnen oder wegen der Teilnahmebeschränkungen durch das Coronavirus “mit dabei” zu sein. Angehörige können sich die Trauerfeiern zuhause noch einmal in Ruhe ansehen.

Die Videotechnik in kurzer Zeit professionell bedienen

Welches Equipment ist nötig? Wer kennt sich gut mit der Technik aus? Wer ist dafür verantwortlich, dass die Aufnahme gelingt? Bei einer Trauerfeier, die auf fünf oder zehn Personen beschränkt ist, sind es eher die kleinen Lösungen als das professionelle Kamerateam, das am Grab die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Mit einer guten Anleitung und etwas Testen kann man sich recht schnell in Videoformate, Belichtung, Speicherkapazität des Aufnahmegerätes und passendem Bildausschnitt einarbeiten.

Soll die Trauerrede aufgenommen werden, wird ein Ansteckmikro benötigt. Zeit für einen Tontest muss eingeplant werden. Man sollte sich vorher gut überlegen, wo man das Stativ platziert und was passiert, wenn sich die Trauerfamilie anders als gedacht, direkt vor die Kamera stellt und statt der Grabstelle deren Rücken zu sehen sind.

Meist wird für den Einsatz auf dem Friedhof eine zweite Person benötigt, die nur für die Videoaufnahme da ist. Die aufgebaute Technik lässt man nicht gerne unbeaufsichtigt, wenn man vom Grab noch einmal zur Friedhofskapelle zurückgeht, um die Angehörigen zu begrüßen.

Alles was Recht ist

Bevor man mit der Aufnahme startet müssen einige rechtliche Dinge beachtet werden. Hier geht es um die Persönlichkeitsrechte von Friedhofsmitarbeitern, Pfarrern / Trauerrednern und den im Video erkennbaren Trauergästen. Rednerinnen und Redner haben Urheberrechte an ihrer Rede und müssen einer Aufnahme zustimmen. Eine Aufnahme erfolgt nur für den privaten Gebrauch. Eine Veröffentlichung oder ein Gebrauch der Aufnahme für andere Zwecke sollte vertraglich ausgeschlossen werden.

Die rechtlichen Fragen sind im Vorfeld zu klären, wenn das Trauerfeiervideo eine Serviceleistung des Bestatters ist. Sie gilt aber ebenso, wenn Angehörige aus eigener Initiative eine Trauerfeier aufnehmen wollen.

Empfehlung, das Video gemeinsam anzuschauen

In der Trauerfeier spielt der Faktor Gemeinschaft eine große Rolle. Die Familie steht die Situation gemeinsam durch. Man fasst sich an der Hand, stützt oder umarmt den anderen. Es tut gut, wenn Freunde, Bekannte und Nachbarn kommen. Sie drücken allein durch ihre Anwesenheit ihre Wertschätzung aus, selbst wenn man bei der Trauerfeier nicht miteinander spricht. Wer allein zuhause ein Video anschaut, dem fehlt diese Art selbstverständlicher Unterstützung.

Zu den begleitenden Informationen bei der Weitergabe des Videos gehört, die Menschen auf die veränderte Situation aufmerksam zu machen. In Corona-Zeiten können die Betroffenen keine Freunde einladen, sich gemeinsam mit Ihnen das Video anzuschauen. Nur Menschen kommen in Frage, mit denen Sie in häuslicher Gemeinschaft zusammenleben. Viele werden also allein vor dem Bildschirm sitzen, in dem die anderen zu sehen sind, die Rede zu hören ist und die Urne ins Grab gegeben wird. Man bleibt allein mit den Trauergefühlen, die beim Anschauen des Videos ausgelöst werden.

Wer den Menschen das Video zur Verfügung stellt, kann ihnen Anregungen im Umgang mit dem Video mitgeben. Darin könnte enthalten sein:

  • Sehen Sie sich wenn möglich das Trauerfeier-Video nicht allein an.
  • Schalten Sie alle Störquellen ab. Schalten Sie das Telefon stumm. Wenn Sie mit Menschen zusammenleben, die nicht gemeinsam mit Ihnen das Video anschauen: geben Sie bekannt, dass Sie nicht gestört werden möchten.
  • Gestalten Sie sich auch zuhause eine Erinnerungsort. Zünden Sie eine Kerze an. Stellen Sie ein Bild der verstorbenen Person auf. Schmücken Sie den Platz mit Blumen oder Erinnerungsgegenständen.
  • Legen Sie Schreibsachen bereit, um ihre Reaktionen aufschreiben zu können.
  • Verabreden Sie ein Telefonat mit einer vertrauten Person, um darüber sprechen zu können, was das Video in Ihnen auslöst.
  • Nutzen Sie den virtuellen Austausch.

Die Zukunft des Trauerfeiervideos

Die gegenwärtige Situation erfordert kreative Lösungen. Jahrzehntelang geltende Abläufe am Grab kommen in Bewegung. Die Trauer und der Wunsch nach Gemeinschaft in der Trauer suchen neue Wege sich auszudrücken.

Im Alltag sind die Menschen längst den Umgang mit Videos gewohnt. Bei vielen Gelegenheiten - Familienfest, Urlaub oder Ausflug - wird die Situation gefilmt, damit andere Menschen daran Anteil nehmen können. Statt zu Telefonieren werden Videobotschaften versendet. Mit den Videos von der Trauerfeier hält nun der allgemeine Trend hin zum Video auch auf dem Friedhof Einzug.