Die klassische Bestattungsdienstleistung ist vom direkten Kundenkontakt bestimmt. Dies beginnt mit der Überführung und Versorgung des Verstorbenen, geht über das Trauergespräch mit den Angehörigen, bis hin zur Begleitung der Trauerfeier und Beisetzung. Homeoffice war bisher ein Thema für große Unternehmen mit vielen Bürojobs. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie ist die Arbeit von Zuhause aus in der Bestattungsbranche angekommen.


Homeoffice ist Notwendigkeit, kein Trend

Mit den Kontaktbeschränkungen durch Corona ist jedes Bestattungshaus gezwungen, Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ergreifen. Es muss verhindert werden, dass der ganze Betrieb lahmgelegt ist, wenn sich ein einzelner Beschäftigter ansteckt und die Kontaktpersonen in Quarantäne müssen. Mitarbeiter in Filialen kommen nicht mehr ins Haupthaus. Die Arbeitsbereiche Beratung, Fuhrwesen und Büroarbeiten werden klar getrennt. Manche bilden ein Reserveteam, das im Notfall Dienste übernehmen kann.

Die Arbeitsabläufe im Bestattungshaus sind nicht auf Arbeit im Homeoffice ausgelegt. Die notwendigen Umstrukturierungen kosten Zeit und Energie. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben keinerlei Erfahrungen mit Büroarbeiten im häuslichen Umfeld und Teambesprechungen per Videokonferenz. Nicht jedem fällt es leicht, sich auf die neue Situation einzustellen, nicht immer sind die technischen Voraussetzungen gegeben.

Voraussetzungen für die Arbeit im Homeoffice

Wer seine Büroabläufe bereits digitalisiert hat, arbeitet cloudbasiert oder hat per Remoteserver Zugriff auf die Bestattersoftware und alle relevanten Dokumente. Diese Infrastruktur ist für die Arbeit im Homeoffice essenziell. So lassen sich Sterbefälle verwalten, E-Mails beantworten und Bankgeschäfte durchführen. Vorausgesetzt, die notwendigen Endgeräte sind vorhanden, die Remoteverbindung ist unter Beachtung von Sicherheits- und Datenschutzaspekten eingerichtet. Im häuslichen Umfeld darf keine unbefugte Person Zugang zu den Daten haben.

Die Fülle unterschiedlichster Tätigkeiten muss durchforstet werden: welche Arbeiten können von zuhause aus erledigt werden? Ganz praktische Fragen sind zu klären: wie kommt die Post zum Mitarbeiter? Per Boten, per Scan? Wie kann der Arbeitsfluss eingerichtet werden, um Verzögerungen zu vermeiden? Mit Friedhöfen und Standesämtern sind die Schnittstellen neu abzustimmen.

Am Anfang der Coronakrise gingen die Menschen auf Nummer sicher und ein Großteil der Beratungsgespräche fand telefonisch statt. Für viele gehört es inzwischen zur Normalität, Dinge von zuhause aus zu erledigen. Im Bereich der Bestattungsorganisation funktioniert das auch. Das Abschiednehmen aber entzieht sich dieser Logik. Am Bett eines Sterbenden zu sitzen, bei der Versorgung mitzuhelfen, als Familie und Freundeskreis am offenen Sarg Abschied nehmen - das alles setzt körperliche Anwesenheit voraus. Wer die Menschen hierin unterstützen möchte, muss sein Homeoffice verlassen. Mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen suchen die Angehörigen wieder vermehrt das persönliche Gespräch. Onlineformulare und Telefon empfinden viele als eine Notlösung.

Teambesprechungen im virtuellen Raum

Die Arbeitsabläufe im Bestattungshaus erfordern eine regelmäßige Kommunikation, die Formen dafür müssen sich etablieren. Besprechungen können per Telefon- oder Videokonferenz stattfinden. Damit Videomeetings nicht unfreiwillig komisch werden, sollten einige Regeln beachtet werden:

  • Angemessene Arbeitskleidung, auch wenn man vor dem Bildschirm sitzt.
  • Essen während des Meetings ist tabu.
  • Das Telefon sollte stummgeschaltet werden.
  • Um ein störungsfreies Meeting durchzuführen, braucht es klare Absprachen mit anderen Haushaltsmitgliedern.
  • Mitarbeiter müssen in die Funktionsweisen von Kamera, Mikrofon und Video-Anwendung eingeführt werden.
  • Eine gute Tonqualität, ausreichende Beleuchtung und vorteilhafte Kameraposition erleichtern den virtuellen Kontakt.
  • Wenn möglich sollte ein neutraler Hintergrund gewählt werden. Gegenstände aus dem häuslichen Umfeld wie Wäscheständer sollten aus dem Aufnahmebereich der Kamera entfernt werden.

Zusätzlich erleichtern geeignete Onlinewerkzeuge die Arbeit im Team, ob man gemeinsam an Dokumenten arbeiten, miteinander chatten, sich gegenseitig den eigenen Bildschirm freigeben oder Termine vereinbaren will.

Homeoffice in der Bestattungsbranche - ein Zukunftsmodell?

Für den Arbeitsmarkt gibt es Prognosen, dass fast jeder dritte Büro-Arbeitsplatz überflüssig werden könnte. Aber wie im handwerklichen Bereich können auch Bestatterinnen und Bestatter nicht einfach ins Homeoffice wechseln. Sie können einzelne Tätigkeitsbereiche wie Buchhaltung oder organisatorische Tätigkeiten rund um die Bestattung neu organisieren.

Wer seine Arbeit als Begleitung von Menschen in Abschiedssituationen versteht, der kann und will aber auf den direkten Kontakt mit den Kunden nicht verzichten. Zwar entwickeln sich gerade Formen, Menschen zu begleiten, mit denen man nicht zusammensitzen kann. Online entstehen neue Trauerräume in Videokonferenzen und Trauerchats. Mitgefühl ist auch im Videogespräch möglich. Diese Formen werden zunehmend genutzt, vielleicht vermehrt, doch letztlich unabhängig von Corona. Für viele bleibt die persönliche Begegnung die erste Wahl.

Homeoffice ist für jeden eine persönliche Herausforderung

Manche lieben die neue Freiheit: der Wecker klingelt später und die Kinder sind betreut. Niemand muss sich besonders schick machen. Ohne Publikumsverkehr und Chef kann man auch erst nach dem Meeting unter die Dusche gehen.

Die Kehrseite sind fehlende soziale Kontakte, ein suboptimaler Arbeitsplatz und permanent Möglichkeiten, sich von der Arbeit abzulenken. Nicht jeder bringt die nötige Selbstdisziplin auf, ohne die die Heimarbeit nicht funktioniert. Es macht einen Unterschied, ob jemand freiwillig seine Arbeitszeit teilweise am heimischen Arbeitsplatz verbringt oder ob er ohne Vorbereitung Corona bedingt dazu aufgefordert wird.

Selbst Routiniers im Homeoffice beachten einige Regeln:

  • Regelmäßige Abläufe wir Startzeit und Arbeitsplanung für den Tag etablieren.
  • Einen störungsfreien Arbeitsplatz einrichten. Dazu kann auch eine Rufumleitung für dienstliche Telefonate gehören.
  • Absprachen mit anderen Personen im Haushalt treffen, damit konzentrierte Arbeitsphasen möglich sind.
  • Sich für andere Tätigkeiten zuhause, wie Haushalt, Garten oder Hund ausführen, eigene Zeitfenster einplanen

Einige Vorteile liegen auf der Hand. Homeoffice bedeutet Zeitersparnis. Niemand muss in der Rushhour im Stau stehen. Niemand einen Parkplatz suchen oder sich dem Stress voller öffentlicher Verkehrsmittel aussetzen. Homeoffice ermöglicht es, zeitlich flexibel für Arzttermine und Handwerkerbesuche zu sein. Wer ablenkungsfrei und konzentriert seine Arbeit macht, kann auch im Homeoffice Feierabend machen, den Laptop ausschalten oder die Bürotür schließen.