Neue Zeiten bringen neue Techniken hervor. Bevor Smartphone und Internet unseren Alltag bestimmten, bedeutete “Trauern per Video”: die Leinwand wurde aus dem Keller geholt, aufgebaut, und der Super8-Film mit den Erinnerungsbildern aus dem Urlaub dorthin projiziert. Man traf sich im Wohnzimmer, um sich gemeinsam an die früheren Zeiten zu erinnern. Die Technik hat sich seitdem gewandelt, auch die Menschen verändern sich. Videoclips sind allgegenwärtig. Auch in der Trauer.


Die Trauerfeier im Live-Stream

Für immer mehr Trauernde ist es nicht mehr fremd, einer Trauerfeier per Live-Stream beizuwohnen. Die Kontaktbeschränkungen durch die Corona Pandemie befördern diese Entwicklung. Aus der Not wird eine Tugend gemacht. Und immer mehr Trauernde entdecken, dass dies zwar den persönlichen Kontakt und den Besuch der Trauerfeier nicht ersetzt, dennoch eine neue und auch hilfreiche Formen in der gemeinsamen Trauerbewältigung ist.

Die Echtzeitübertragung hat auch ihre Tücken. Je nach Anforderungen an den Live-Stream hinsichtlich Professionalität und Absicherung, zieht dieses Angebot einen Rattenschwanz an organisatorischem Aufwand nach sich. Die Internetverbindung muss stabil sein, im Vorfeld müssen die fernen Trauergäste den Link und das Zugangspasswort für den geschützten Streamingbereich erhalten, der Standort der Kamera muss gut überlegt sein, zusätzliche Mikros unauffällig platziert sein, damit es sich nicht so anfühlt als wäre man in einer Fernsehsendung.

Der Vorteil beim Live-Stream ist, dass die Trauergäste, auch wenn sie zu Hause das Tablett in der Hand halten, in Echtzeit die Gemeinschaft mit allen vor Ort Anwesenden erleben können. Gemeinsame Zeit und gemeinsamer innerer Raum der Trauer.

Videoaufzeichnung

Videoaufzeichnungen sind technisch etwas einfacher einzurichten. Die Sorge um die WLAN-Verbindung fällt weg, zur Not kann im Nachgang eine Szene herausgeschnitten werden. Bei dieser Form variieren die Qualität der Aufnahme gewaltig, abhängig vom Aufnahmegerät und der Geschicklichkeit, Kamera und Mikrofon so zu platzieren, dass ein schöner Bildausschnitt und ein guter Ton erreicht werden.

Wer sich zeitversetzt eine Aufzeichnung einer Trauerfeier anschaut bleibt zunächst allein mit seiner Trauer. Der heilsame Raum, die Lichter der Kerzen, die Schönheit der Blumen - diesen Raum muss man sich zu Hause zunächst selbst erschaffen. Ein gemütliches Sofa, eine Blume in Sichtweite, das flackernde Licht und der Duft einer Kerze, damit schafft man sich auch zu Hause einen besonderen Raum, in dem die Bilder und Worte des Trauervideos eingebettet sind. Man kann den Trauernden auch empfehlen, diese Trauervideos zu Hause nicht allein anzuschauen, um mit den Gefühlen, die vielleicht ausgelöst werden, nicht allein zu sein.

Kunstwerk Trauervideo

Eine Videoaufzeichnung ist die Grundlage für die Gestaltung eines Trauervideos. Hier kommen meist mehrere Kameras zum Einsatz, die aus verschiedenen Perspektiven und mit verschiedenen Einstellungen die Trauerfeier aufzeichnen. In der Nachbearbeitung entsteht das Kunstwerk, in das Fotos aus dem Leben des Verstorbenen aufgenommen, Kommentare eingesprochen, zentrale Gedanken aus der Trauerrede in schriftlicher Form eingeblendet oder das Video mit zusätzlicher Musik unterlegt wird.

Ein Trauervideo ist nicht nur die Aufzeichnung einer Trauerfeier sondern ein Erinnerungswerk, ähnlich einem Fotoalbum, das immer wieder einmal zur Hand genommen wird und die Erinnerungen in die Gegenwart holt. Ein solches Trauervideo eignet sich auch dazu, als Teil einer Jahresgedenkfeier aufgeführt zu werden. Es hat für die Trauernden eine andere Bedeutung als die reine Aufzeichnung der Trauerfeier, die die Dokumentation eines vergangenen Ereignisses ist.

Durch die Corona-Pandemie können die Menschen nicht mehr im Anschluss an die Trauerfeier zusammenkommen, sich in einer Gaststätte treffen und Erinnerungen austauschen. Das Grundbedürfnis nach Gemeinschaft und nach gemeinschaftlichem Erinnern bleibt. Deshalb planen viele Betroffene zu einer Gedenkfeier einzuladen, wenn irgendwann die Kontaktbeschränkungen aufgehoben sind. Wurde ein Trauervideo erstellt, kann es zum zentralen Bestandteil des Gedenkens werden.

Der Wert von Video

Egal in welcher Form Video zum Trauern genutzt wird, alle Formen haben eines gemeinsam: Man ist der Situation nicht hilflos ausgeliefert. Die Aufzeichnung und Bearbeitung der Aufnahme sind eine Handlungsoption, die man als Bestatter den Angehörigen anbieten kann. Damit kann Gemeinschaft in der Trauer erlebt werden und die Menschen müssen sich nicht mehr ganz so ohnmächtig den Einschränkungen ausgesetzt fühlen.

Wir finden neue Wege des Abschieds. Technik kann beim letzten Abschied helfen. Das ist von Wert. Vor Ort zu sein, ist nicht per se besser als die Teilnahme am Bildschirm. Körperliche Distanz bedeutet nicht das Ende des Mitgefühls. Bestatterinnen und Bestatter bieten den Menschen in der aktuellen Situation die bestmögliche Unterstützung beim Abschiednehmen. Dazu gehört auch das Trauern per Video.

Lassen Sie die Profis ran

Die ersten Gehversuche bei Videoaufnahmen sind für manche Bestatter ernüchternd. Bild und Tonqualität, der richtige Standort der Kamera, ein leerer Akku, der die Aufnahme beendet, das alles bedeutet, dass die versprochene Aufnahme den Angehörigen nicht zur Verfügung stehen kann. Deshalb ist es manchmal sinnvoll, die Technik in kompetente Hände zu geben.

Gute Technik hat ihren Preis. Ob sich die Investition für ein einzelnes Bestattungshaus lohnt, das muss jeder selbst entscheiden. Wer die Videotechnik nicht selbst bereithalten will, der tut gut daran, sich einen Videoprofi hinzuzuziehen. Die Videotechnik wird gemietet, der Videoexperte hält den Rücken frei, der Bestatter kann sich auf die anderen Aufgaben bei der Trauerfeier konzentrieren.

Angehörige sind durchaus bereit, diese Dienstleistung zu bezahlen. Immerhin bekommen Sie eine unvergängliches Erinnerung an den Abschied und eine Möglichkeit mit weiter entfernten Menschen gemeinsam zu trauern.


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