Digitale Helfer im Bestattungshaus gibt es inzwischen eine ganze Reihe. Eine der sinnvollsten digitalen Erfindungen ist der elektronische Katalog. Dabei gibt es im Bestattungshaus nicht nur einen Katalog, sondern bis zu zehn Kataloge, die meist in 2 bis 3 Ordnern zusammengefasst sind: Särge, Garnituren, Sterbewäsche, Urnen, Trauerdruck, Zeitungsanzeigen, Danksagungen, Trauerfloristik, Formulare, Trauerangebote von Trauerschmuck bis Trauergruppe. Einen für das zentrale Büro, zwei in den Besprechungsräumen und zwei in den Aktenkoffern für die Hausbesuche, da kommen locker einige Kilo Papier zusammen.


Bilder aufkleben war einmal

Jeder Bestatter, der sich seinen Katalog früher selbst zusammengestellt hat, kennt das Problem. Die Kataloge sind nie aktuell. Mal fehlt die Zeit alle Kataloge zu aktualisieren, mal fehlt ein Bild, mal ist ein Preis nicht mehr aktuell, mal sieht die Mappe vom vielen Hin- und Herschleppen recht ramponiert aus. Heerscharen von Aushilfen waren schon damit betraut, Preise und Bilder auf Pappen aufzukleben und in die praktischen Klarsichthüllen zu schieben. Wenn nicht gar Chef oder Chefin eine teure (weil Arbeitszeit) Bastelstunde nach Feierabend eingeschoben haben. Wer sich hier ertappt fühlt, sollte die Vorteile eines digitalen Kataloges kennenlernen.

Gemeint ist hier ein individuell zusammengestellter Katalog eines Bestattungshauses. Viele Hersteller haben ja schon Kataloge ihrer Produkte in digitaler Form erstellt. Aber es geht nicht um deren Kataloge, sondern um die Produkte und Informationen, mit denen man selbst auf seine Kunden zugeht.

Verschiedene Bildgrößen? Kein Problem. Bilder lassen sich digital bearbeiten. Viele Hersteller sind schon darauf eingerichtet und warten auf die Anfragen ihrer Bestatterkunden. Denn auch für die Hersteller ist es viel einfacher, ein Bild digital zur Verfügung zu stellen. Nie mehr ruft ein Bestattungshaus an und möchte die Bilder ein zweites Mail zugeschickt haben, weil leider der Postbote den großen Umschlag geknickt hat.

Katalog und Beratungsmappe können zentral gepflegt werden. Die veränderten Informationen werden dann automatisch auf alle vorhandenen Tablets übertragen. Wenn der Katalog in einer Webanwendung gepflegt und die Tablets online sind, können sogar in Echtzeit Daten aktualisiert werden. Der Berater kann vor Ort bei den Kunden sehen, ob der gewünschte Sarg auch wirklich auf Lager ist. Das ist für ein kleineres Bestattungshaus vielleicht nicht so wichtig, für ein größeres Haus mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber von Vorteil.

Die Kunden können sich nicht sofort entscheiden? Sie bekommen einen Onlinezugang und können sich in der Familie über die drei Särge beraten, die in der engeren Auswahl sind. Manche Kunden brauchen das haptische Erleben, so wie manche Menschen keine E-Books lesen, weil sie gerne ein Buch in der Hand halten und das Papier riechen wollen. Für diese Kunden gibt es dann die Sargausstellung oder einige Trauerumschläge zum Anfassen, aber nur eine repräsentative Auswahl und nicht alles, was im Angebot ist.

Kunden haben kaum Berührungsängste

In fast siebzig Prozent (68,5) der privaten Haushalte in Deutschland wird ein Laptop genutzt, bald 38 Prozent sind mit einem Tablet ausgestattet. (Quelle: deStatis Statistisches Bundesamt 2016). Wenn man bedenkt, dass die Auftraggeber einer Bestattung nicht die 20er und 30er Jahrgänge sind, die jetzt versterben, sondern deren erwachsene Kinder, dann fallen die Zahlen noch höher aus. Der Umgang mit digitaler Technik ist alltäglich geworden, nur beim Bestatter noch nicht. Die Berührungsängste liegen im traditionsreichen Bestattungsgewerbe, nicht bei den Kunden. Das hat nicht unbedingt etwas mit grundsätzlicher Technikfeindlichkeit zu tun. Viele scheuen den Aufwand und die Investition, die eine solche Umstellung mit sich bringt.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem Kinder die Wischbewegung auf dem Tablet früher beherrschen als sie sich selbst die Zähne putzen können. Junge Leute fühlen sich in die Steinzeit versetzt, wenn der Bestatter seinen schweren Rollkoffer öffnet und drei fette Kataloge auf den Tisch legt. In denen muss man ohne Lesezeichen hin- und her blättern. Sich ein Detail heranzoomen geht auch nicht, aber vielleicht hat ja der Berater noch eine Lupe in seinem Koffer.

Einige praktische Tipps für den Katalog auf dem Tablet

Natürlich gibt es einige Dinge zu beachten, wenn man auf einen digitalen Katalog umstellen will. Die wichtigsten Punkte:

  • Soll der Katalog auf allen Systemen Apple, Android und Windows funktionieren (Onlineportal) oder lege ich mich auf ein bestimmtes System fest (Tablet)?
  • Will ich einen Datenabgleich in Echtzeit oder reicht es, die Tablets regelmäßig mit der zentralen Datenbank zu synchronisieren?
  • Soll die Lagerhaltung verknüpft werden können, um zu sehen, ob ein Artikel vorrätig ist?
  • Soll für die Kunden ein Onlinezugang möglich sein, um über Artikel auf einer Merkliste beraten zu können?
  • Gibt es Schnittstellen zur eigenen Bestattersoftware, in die die ausgewählten Artikel automatisch übertragen werden können?
  • Soll der Katalog auf der eigenen Webseite eingebunden und für alle sichtbar sein?
  • Manche Katalogsoftware kommt mit Audio daher. Das bitte ausschalten. Geräusche des Umblätterns bei Mausklick müssen nicht sein.
  • Verschiedene Angebote sollten nach einem Kriterienkatalog, der für das eigene Unternehmen zusammengestellt ist, geprüft werden.

Es spricht viel dafür, auf einen digitalen Katalog für das eigene Bestattungshaus umzusteigen. Bei halbherzigen Entscheidungen wird auf dem Weg der Umstellung allerdings die Puste ausgehen. Das Erstellen des Kataloges ist nur ein erster Schritt. Wer wirklich weiterkommen will, muss im zweiten Schritt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Einsatz des digitalen Helfers vorbereiten. Am besten ist es, sie frühzeitig in diesen Digitalisierungsschritt mit einzubeziehen. Aber Vorsicht! Nicht in der Frage, ob ein digitaler Katalog eingeführt wird oder nicht. Diese Entscheidung ist Chefsache.