… Anja Meitsch, Bestattungen Gunter Sack Leipzig


Die Digitalisierung führt zu den wohl größten gesellschaftlichen Umwälzungen seit der Erfindung der Dampfmaschine. Uns interessiert, wie die Bestatterinnen und Bestatter mit der Herausforderung des digitalen Wandels umgehen.

Wir fragen nach bei Anja Meitsch aus Leipzig:

Als Vertragspartner von Columba bieten Sie mit dem Formalitätenportal - und jetzt ganz neu mit dem digitalen Vertrags- und Nachlassmanager - Ihren Kunden zwei digitale Serviceangebote, die viele Menschen zunächst nicht bei einem Bestatter vermuten würden. Wie reagieren Ihre Kunden auf das digitale Angebot?

A. M.: Das Angebot wird durchweg positiv angenommen. Bei uns gehört das Formalitätenportal zur Serviceleistung. Wir erklären all unseren Kunden, welche positiven Aspekte dieses Portal mit sich bringt. Die Angehörigen können mit Hilfe der eigenen E-Mail-Adresse selbst auf das Portal zugreifen. Das ist von Vorteil, da sie die Aktivitäten transparent verfolgen können.

Aber auch wenn keine E-Mail-Adresse vorhanden ist, stellt das kein Problem dar. Wir tätigen für die Angehörigen ein Suchverfahren und nehmen alle gewünschten Abmeldungen vor. Bisher hatten wir keinen Kunden, der nicht positiv überrascht von dieser umfassenden Serviceleistung ist.

Der neue Vertrags- und Nachlassmanager befindet sich bei uns allerdings noch in der Testphase. Die Vorsorgenehmer, die ihn schon in Gebrauch haben, sind allerdings sehr begeistert.

Onlinebestatter, Online-Preisvergleich, Bestattungskostenrechner - im Internet dreht sich vieles nur ums Geld. Wie reagieren Sie in Ihrem Unternehmen auf die neuen Herausforderungen, die das Internet mit sich bringt?

A. M.: Gerade in der Großstadt sind Onlinebestatter oder Bestatter, die sich in Online-Vergleichsportalen angemeldet haben, eine ganz andere Art der Konkurrenz. Im Internet kann man mitunter nicht mit seinem guten Namen oder langjähriger Ortsansässigkeit punkten.

Angehörigen, die eine Bestattung für jemanden planen müssen, den sie beispielweise kaum kannten, suchen meist auch primär nach einer günstigen Variante. Dasselbe gilt für angeordnete Bestattungen. Das Internet vermag so schnell und anonym unkomplizierte Hilfe leisten.

Für den Bestatter ist es dahingehend auch wichtig sich unter diesem Aspekt die Frage zu stellen: was wollen meine Kunden bzw. wie entwickelt sich der Markt?

Das Augenmerk auf ein Vergleichsportal zu legen und damit eigene Gewinne abzutreten, stellt für mich keine Lösung dar.

Ein Bestattungskostenrechner auf der eigenen Homepage hingegen, der eine Art digitale Beratungsmappe darstellt, kommt der digitalen Entwicklung meiner Meinung nach sehr viel mehr nach.

Die Familie kann im vertrauten Umfeld Produkte, Musik oder Texte für den Trauerdruck aussuchen. Wenn die Angehörigen es wünschen, haben sie also einen bequemen Zugang von Zuhause und trotzdem die kompetente Fachberatung des Bestatters vor Ort.

Die Branche ist meiner Meinung nach, zum Handeln gezwungen. Sie muss bestehende Vorgehensweisen erweitern. Der Spruch „das haben wir schon 20 Jahre so gemacht“ zeugt nicht vom Interesse an der bestattungskulturellen Entwicklung. Dies werden die einen früher, die anderen später merken.

Sind Sie mit Ihrem Unternehmen in den Sozialen Medien aktiv? Zum Beispiel auf Facebook, Instagram oder auf YouTube. Warum lohnt es sich, dort sichtbar zu sein?

A. M.: Bisher ist mein Aufgabenbereich leider sehr umfassend, so dass es schwierig ist, mich umfassend der Thematik Social Media zu widmen. Durch meine bisherigen Aufführungen ist aber hoffentlich deutlich geworden, wie wichtig mir dieser Bereich ist und so hoffe ich schnell dies auch umsetzen zu können.

Ein Facebook-Auftritt zum Beispiel ist genauso wichtig wie eine Visitenkarte. Ein gutes Marketing zeigt sich unter anderem in einer synchron angepassten Facebookseite zum bereits bestehenden Internetauftritt.

Ganz persönlich bin ich auch begeisterter Instagram Follower. Instagram ist für viele allerdings noch keine Art der Werbung, da der Schwerpunkt auf Bildern liegt. Diese müssen natürlich gut konzipiert und abgesichert sein. Viel Content und gefragte Texte bzw. Hashtags kommen außerdem hinzu, um einen gefragten Account zu führen. Das ist keine Aufgabe für nebenbei.

YouTube ist auch sehr unterhaltsam. Ich selbst habe es noch nie ausprobiert etwas hochzuladen. Aber ein befreundetes Unternehmen dreht regelmäßig neue Videos. Ich bin jedes Mal begeistert. Die Videos stellen nicht nur eine Art Unterhaltung dar, sondern vielmehr eine Möglichkeit der Aufklärung bzw. Information.

Die Hemmschwelle rund um das Thema Tod und Bestattung kann so geringer werden, einfache Fragen werden schon im Vorab geklärt und die Angehörigen treten viel zielgerichteter an den Bestatter heran.

Die junge Bestattergeneration ist mit den digitalen Medien aufgewachsen, sie kennt nichts anderes. Welche Chancen sehen Sie hier für digitale Innovationen in Ihrem Unternehmen?

A. M.: Natürlich ist die junge Bestattergeneration größtenteils mit digitalen Medien aufgewachsen. So kann zum einen die Situation entstehen, dass man sich auf einem guten digitalen Wissenstand trifft und fachmännisch Generationsinteressen austauschen und erweitern kann.

Zum anderen ist es so, dass diese jungen Menschen in einem Unternehmen lernen oder anfangen, welches bisher technisch oder digital eher zurückhaltend arbeitet.

Den Gewinn sehe ich in einer Symbiose daraus. Auf Altbewährtes zurückgreifen zu können, was mitunter auch für die ältere Generation an Hinterbliebenen ein vertrautes Arbeiten ist. Trotzdem mit der Zeit gehen und dadurch alle Möglichkeiten voll ausschöpfen.

Nicht zu vergessen sind auch die Erleichterungen intern, die durch die Digitalisierung einzuführen sind. Jeder Mitarbeiter kann so im Arbeitsaufwand davon profitieren und sich anderen Aufgaben widmen, die mehr menschliche Aufmerksamkeit fordern.

Was begeistert Sie persönlich an der Digitalisierung?
ODER Wovon profitieren Sie persönlich in der Folge des digitalen Wandels am meisten?

Hauptsächlich sehe ich den Profit in der Zeitersparnis und die Ressourcen, die geschont werden. Eine einfache und schnelle Datenverarbeitung schafft den Raum für wichtige Kommunikation.

Das Formelle und Rationale lässt sich effektiv abarbeiten. Auch in der Form, dass man miteinander trotzdem gut verknüpft und informiert ist. So habe ich vielmehr die Möglichkeit, mit Angehörigen ganz individuellen Wünschen rund um die Bestattung nachzugehen.

Außerdem begeistert mich an der Digitalisierung, dass man den teilweise angestaubten Beruf des Bestatters in ein rechtes Licht rücken kann. Wie modern und wichtig dieser Beruf ist und wie der Tod und die Trauer in unseren Alltag gehören, genauso wie Facebook, Instagram und Co.